Ich heirate mich selbst: Warum Selbsthochzeiten der radikalste Liebesakt sind

09/05/2025

Selbsthochzeit: Rebellion, Modeerscheinung, oder was steckt dahinter?

Veröffentlichung: 05. September 2025, online modelvita.con

In Japan, den USA und auch in Europa wächst ein ungewöhnlicher Trend: die Selbsthochzeit. Menschen geben sich selbst das Ja-Wort: mit Ring, Zeremonie und oft sogar Gästen.

Was für manche absurd klingt, ist für den Single Bräutigam oder Single Braut ein kraftvolles Ritual der Selbstannahme und ein Akt persönlicher Freiheit. Doch was steckt hinter diesem Phänomen, wem hilft es und wie reagiert unsere Gesellschaft darauf?

SELBSTHOCHZEIT: MEHR ALS EIN GAG

Die Selbsthochzeit oder auch Sologamie, ist keine schräge Modeerscheinung, sondern ein bewusst gewähltes Ritual. Im Zentrum steht die Entscheidung, sich selbst anzunehmen, mit allen Stärken und Schwächen oder auch der bewussten Entscheidung gegen die gesellschaftliche Erwartung.

Oft findet eine solche Zeremonie in Übergangsphasen statt: nach einer Trennung, dem Ende einer Krise oder dem Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Für manche ist sie ein Akt der Heilung nach toxischen Beziehungen, für andere ein symbolischer Neuanfang.

Dabei geht es nicht um Egozentrik, sondern um Selbstachtung. Wer sich selbst heiratet, übernimmt Verantwortung für das eigene Glück, unabhängig von Partnerschaft, Alter, Geschlecht oder gesellschaftlichen Erwartungen.

EIN JA-WORT AN DAS EIGENE LEBEN

Die Selbsthochzeit ist eine bewusste Entscheidung für Selbstliebe. Rituale, die sonst zwischen zwei Menschen stattfinden – wie das gegenseitige Eheversprechen oder der symbolische Tausch von Ringen – werden neu interpretiert. Statt einem Gegenüber verspricht man sich selbst Treue, Fürsorge und Respekt.

Das kann in ganz unterschiedlicher Form geschehen: Manche feiern es ähnlich einer klassischen Trauung mit anschließender Feier, andere wählen eine intime 1:1-Zeremonie an einem besonderen Ort, barfuß am Strand oder in der Natur.

Es gibt auch eine Gruppen-Zeremonie, in der mehrere Menschen gleichzeitig sich selbst heiratenund sich gegenseitig unterstützen. Gemeinsam entsteht so ein kraftvoller Raum für Selbstannahme: jeder für sich und doch im Miteinander.

FÜR WEN IST EINE SINGLE-HOCHZEIT GEDACHT?

Das Ritual richtet sich entweder an Menschen, die sich selbst neu begegnen wollen, egal ob auf spirituelle Art oder nicht und sich selbst annehmen wollen oder auch, weil sie gesellschaftliche Rollenmuster hinter sich lassen und den eigenen Wert bewusst sichtbar machen wollen. Egal aus welchem Beweggrund heraus, ist die Selbsthochzeit ein Akt der Selbstliebe und eine wertvolle Erfahrung und Entscheidung.

TYPISCHE BEWEGGRÜNDE SIND

  • den eigenen Lebensweg aktiv gestalten
  • Selbstliebe nicht nur denken, sondern feiern
  • alte Erwartungen und Rollenbilder loslassen
  • die eigene innere Stärke würdigen

ZWISCHEN TABU UND EMPOWERMENT

Sologamie rüttelt an vertrauten Vorstellungen von Ehe und Partnerschaft. In einer Gesellschaft, in der die Paarbeziehung noch immer als Ideal gilt, provoziert die Idee, sich selbst zu heiraten, zunächst Irritation.

Kritiker halten sie für narzisstisch oder übertrieben, gar albern. Befürworter hingegen sehen darin ein notwendiges Signal: Liebe beginnt bei uns selbst und erst wer sich selbst annimmt, kann auch andere in gesunder Weise lieben und Liebe weitergeben.

Interessant ist dabei auch der Blick in andere Kulturen. In Japan etwa sind Self-Weddings längst Teil der Hochzeitsindustrie; in den USA berichten Frauen und Männer zunehmend öffentlich über ihre Selbsttrauung. In Europa gewinnt das Thema gerade erst an Aufmerksamkeit, spiegelt jedoch ein wachsendes Bedürfnis nach individuellen Ritualen wider.

NEUE RITUALE, NEUE FREIHEIT

Ein Solo-Wedding bedeutet nicht, dass traditionelle Rituale abgeschafft werden. Sie werden vielmehr neu interpretiert. So kann das Eheversprechen zu einem persönlichen Manifest werden, das den eigenen Lebensweg stärkt.

Statt sich von einem Elternteil „übergeben“ zu lassen, kann der Einzug ein bewusster Schritt ins eigene Leben sein. Manche integrieren Symbole wie Kerzen, Steine oder Pflanzen, die den persönlichen Neubeginn sichtbar machen. Entscheidend ist nicht die Form, sondern die Bedeutung, die dahinter steht.

EIN PLÄDOYER FÜR SELBSTANNAHME

Die wachsende Beliebtheit von Selbsthochzeiten zeigt: Immer mehr Menschen suchen nach Ritualen, die nicht angepasst, sondern authentisch sind – Rituale, die sie selbst feiern, nicht nur ein gesellschaftliches Ideal.

Die Selbsthochzeit ist kein Gegenentwurf zur klassischen Ehe, sondern eine Rückbesinnung. Auf sich. Auf den eigenen Wert. Auf die Erkenntnis, dass Selbstliebe keine Option ist, sondern eine Grundlage. Sich selbst das Ja-Wort zu geben heißt: Ich sehe mich. Ich wähle mich. Ich bin mir genug.

In einer Gesellschaft, die uns ständig sagt, dass wir erst als Paar vollständig sind, ist das vielleicht der mutigste Schritt überhaupt zu sagen: ich bin schon ganz. Denn wer sich selbst liebt, stellt sich nicht über andere. Aber endlich zu sich.

 

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